In Zeiten sozialer Netzwerke und IT-Firmen, die Milliarden Dollar mit gläsernen Kunden verdienen, wollen Europas Politiker die Bürger vor Datenmissbrauch schützen. Das ist im Grund eine gute Sache, schließlich werden immer öfter große Datenmengen geklaut oder entgegen dem Willen der Betroffenen zweckentfremdet. Das jüngste Beispiel ist der Skandal um Facebook und die Analysefirma Cambridge Analytica. Hier wiegen die Vorwürfe schwer: Die Analysefirma soll 87 Millionen Facebook-Profile widerrechtlich ausgewertet und in der Folge mit politischen Schmierkampagnen die US-Wahl zu Gunsten von Donald Trump beeinflusst haben. Zwar sind von dem Skandal hauptsächlich US-Bürger und deren Facebook-Profile betroffen, doch auch die Daten von 2,7 Millionen Europäern waren darunter.

 

Europa gegen das Silicon Valley

Doch die Politiker dürften die DSGVO auch als Druckmittel gegen die IT-Riesen aus dem Silicon Valley sehen. Diese verdienen auch mit den Daten europäischer Bürger gutes Geld, zahlen aber nur minimale Steuern. Sowohl Facebook als auch Amazon haben ihre europäischen Zentralen in Irland. Dort fallen besonders niedrige Unternehmenssteuern an. Gleichzeitig nutzen die Konzerne komplizierte Geschäfts- und Steuerstrukturen, um trotz boomender Gewinne rote Zahlen auszuweisen. Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass die EU-Staaten durch derartige Steuertricks multinationaler Konzerne jährlich rund 60 Milliarden Euro verlieren. (Quelle: Gabriel Zucman für die Süddeutsche Zeitung)

 

Vereinheitlichung des Datenverkehrs innerhalb Europas

Vor allem hat die DSGVO neben einem verstärktem Verbraucherschutz aber die Vereinheitlichung des Datenverkehrs innerhalb Europas zum Ziel. Bis dato hatte jedes EU-Land unterschiedlichste Regeln und Anforderungen zur Datenerhebung und Verarbeitung erlassen. Geschäftsmodelle, die in einem Land Erfolg versprachen, waren beim Nachbarn illegal. Mit solchen Unterschieden soll nun Schluss sein. Einerseits dürften damit einheitlichere Voraussetzungen für Unternehmen geschaffen werden, zum anderen dürfte sich auch der Datenaustausch innerhalb der EU beschleunigen. Wenn überall dieselben Regeln gelten, kann der Austausch persönlicher Daten nicht mit dem Argument unterschiedlicher Rahmenbedingungen abgelehnt werden. Auch sollen Bürger nun das »Recht auf Vergessenwerden« durchsetzen können. Vorbei sollen also die Zeiten sein, da peinliche Bilder und Dateien, die einmal ins Internet gelangten, dort für immer auffindbar waren.

Lesen Sie im zweiten Teil unserer DSGVO-Reihe, warum soviel Verbraucherschutz vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen zum Bürokratieproblem wird.

 

 

Infinisafe

Unser Gastautor Peter Rother, Geschäftsführer der InfiniSafe GmbH, ist Experte für Datenschutz und Informationssicherheit